Wenn wir von Zivilem Ungehorsam sprechen, denken wir an die „klassischen Aktionen“ und Texte von Henry David Thoreau („Von der Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat“), an die indische Unabhängigkeitsbewegung und Mahatma Gandhi, an die Bürgerrechtsbewegung in den USA (Martin Luther King und Rosa Parks, die sich weigerte, ihren Platz einem Weißen zu überlassen), an die 1968-Revolte und das Konzept der „begrenzten Regelverletzung“.
Wir denken an die Raketentransport-Blockaden durch die Friedensbewegung und die Platzbesetzungen der Anti-Atomkraft-Bewegung in der BRD in den 1980er Jahren. An die Blockaden der Atommülltransporte seit den 1990er Jahren, an Blockaden von Nazi-Aufmärschen, an Befreiungen gentechnisch veränderter Felder, an Entzäunungsaktionen von Abschiebelagern, an (wilde) Streiks und Betriebsbesetzungen.
Wir denken an die Aktionen bei Gipfelprotesten und an BlockG8 – die massenhaften Blockaden des G8-Gipfels 2007 in Heiligendamm und zahlenmäßig größten Aktionen zivilen Ungehorsams in der Geschichte Deutschlands.
Aber wir denken auch an die kleineren Aktionen Zivilen Ungehorsams: An die Zerstörung von Raketen durch einzelne Aktive der Pflugschar-Bewegung, an Steuerboykotte, Land- und Hausbesetzungen, an die Unterstützung von Militär-Deserteuren und illegalisierten MigrantInnen.
Wir denken an die Nicht-Kooperation mit ungerechten Strukturen und die Nicht-Befolgung ungerechter Gesetze, und an die Aneignung der Dinge, die die Menschen für ein würdevolles Leben benötigen.
Wir denken an Zivilcourage, die es braucht, um offen „Nein“ zu sagen gegen Ungerechtigkeiten – und an den Mut und die Entschiedenheit, sich ihnen aktiv entgegenzustellen.
Wir denken an Basisdemokratie und gemeinsame Selbstorganisation, die vielen Aktionen Zivilen Ungehorsams zugrunde liegen und die nötig sind, alternative Strukturen aufzubauen.
Wir denken an „eine andere Welt“ und glauben, dass der Weg dahin auch über Aktionen Zivilen Ungehorsams führt.